Strategische Erzeugung und Weitergabe von Informationen

Kurzzusammenfassung

 

Viele der Herausforderungen, die neue Märkte, Institutionen und Technologien an die Governance ökonomischer Prozesse stellen, hängen mit der Erzeugung und Weitergabe von Information zusam­men. So sehen sich Forscher in Forschungsteams, Software-Entwickler in Open-Source-Projekten oder Firmen in F&E-Allianzen einem Problem des strategischen Experimentierens gegenüber. Dabei geht es um die Erzeugung öffentlicher Information, die allen Beteiligten gleichermaßen zugute kommt, deren Opportunitätskosten jedoch vom Erzeuger allein getragen werden müssen. Firmen, die im F&E-Wettbewerb stehen und aus den unscharf beobachtbaren Anstrengungen der Konkurrenten Rückschlüsse auf deren Fortschritte bei der Entwicklung einer neuen Technologie ziehen, befinden sich in einer Situation des strategischen Experimentierens mit privater Information, die durch die gewählten Aktionen zumindest teilweise offenbart wird.

Hauptziel des Teilprojekts ist die theoretische Analyse strategischen Experimentierens mit öffentlicher und privater Information. Dazu soll zum einen die Untersuchung von Modellen mit einer reinen Informationsexternalität fortgeführt werden, in denen Spieler öffentlich mit mehrarmigen Banditen experimentieren. Im zeitstetigen Rahmen, der in der bisherigen Literatur vorherrscht, soll die Klasse der betrachteten stochastischen Prozesse und Korrelationsstrukturen erweitert werden. Gleichzeitig soll durch die Modellierung des strategischen Experimentierens als stochastisches Spiel in diskreter Zeit der Einsatz eines breiteren Spektrums von Gleichgewichtskonzepten ermöglicht werden. Insbesondere soll eine Charakterisierung streng symmetrischer Gleichgewichte mit Hilfe rekursiver Methoden gegeben und damit der durch die bisher vorherrschende Einschränkung auf Markov-Gleichgewichte entstehende Effizienzverlust abgeschätzt werden. Zum anderen soll das Problem des strategischen Experimentierens mit beobachtbaren Aktionen, aber privaten Auszahlungen erforscht werden. Insbesondere wollen wir den Einfluss von Kommunikation mittels unverbindlicher Botschaften auf die Effizienz der Gleichgewichte des Experimentierspiels analysieren.

Des Weiteren will das Teilprojekt ausgewählte Aspekte der strategischen Informationserzeugung durch Unternehmen im unvollkommenen Wettbewerb untersuchen. Hier soll zum einen das Experimentieren neuer Handelsplattformen mit ihren Angeboten und Preisstrukturen betrachtet werden. Zum anderen soll die im Berichtszeitraum begonnene Analyse von Informationsrigiditäten fortgeführt werden, die durch exogen gegebene Kosten des Erwerbs und der Verarbeitung von Information entstehen.

Prof. Sven Rady, Ph.D.

Hausdorff-Professur für Mathematische Ökonomie
Institut für Mikroökonomik
Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
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