Experimentelle Analyse von rationalen und beschränkt rationalen Theorien des Marktverhaltens (beendet)

Dieses Projekt wurde am 31.12.2005 beendet, da Prof. Oechssler die Universität Bonn verlassen hat.

Dem größten Teil der ökonomischen Theorie unterliegt ein sehr weitgehendes Rationalitätspostulat, wie es - oft abwertend - im Bild des ”Homo Oeconomicus” zusammengefasst wird. In vielen Anwendungen, insbesondere in Marktsituationen mit vielen Teilnehmern, lässt sich dieses Rationalitätspostulat durchaus rechtfertigen, wie empirische und experimentelle Ergebnisse bezeugen. Eine wachsende Literatur basierend auf Evidenz von spieltheoretischen Experimenten zeigt jedoch, dass individuelles Verhalten in strategischen Situationen nur selten mit der Fiktion des rationalen, seine individuelle Auszahlung maximierenden Akteurs übereinstimmt. Dass trotz dieser Ergebnisse beschränkt rationale Verhaltensannahmen noch kaum den Weg in die angewandten Fächer gefunden haben, lässt sich vielleicht damit erklären, dass man dann statt einer – rationalen – Theorie nun mehrere beschränkt rationale Theorien nebeneinander stehen hätte.

In dem beantragten Teilprojekt sollen daher vor allem zwei Fragenkomplexe untersucht werden. Erstens, in welchen Bereichen der ökonomischen Theorie macht man keine allzu großen Fehler, wenn man individuell rationales Verhalten voraussetzt? Dies soll experimentell insbesondere an den traditionellen Modellen der Industrieökonomik, aber auch für die Auktionstheorie, das Marktdesign und die Regulierungstheorie untersucht werden.

Zweitens, falls sich herausstellt, dass rationale Modelle für eine gegebene Frage unzureichend sind, soll zunächst durch die Weiterentwicklung beschränkt rationaler Modelle insbesondere im Bereich der Industrieökonomik eine theoretische Alternative zu den traditionellen Modellen geschaffen werden. Schwerpunkte des beantragten Teilprojekts sind insbesondere die theoretische Analyse von einfachen ”rule of thumb” Verhaltensregeln. Von besonderem Interesse wird hierbei die Rolle von Imitationsverhalten und Trial & Error-Lernverfahren sein.

In einem weiteren Schritt müssen dann diese Modelle wiederum experimentell überprüft werden. Dies soll unter realistischen Bedingungen (Geldanreize) und in einer Vielzahl von strategischen Situationen mit Versuchspersonen im Laboratorium für Experimentelle Wirtschaftsforschung in Bonn geschehen.

Schließlich wird es eine Aufgabe des Teilprojekts sein, andere Teilprojekte bei der Planung und Durchführung von Experimenten zu unterstützen. Das Bonner „Laboratorium für experimentelle Wirtschaftsforschung“ wird im SFB ein wichtiges Kooperationszentrum sein bei der Konzipierung und Durchführung von Experimenten, die von anderen Teilprojekten geplant sind. Das dort angesammelte Humankapital (z.B. Programmierkenntnissen) und andere Vorteile (wie z.B. eine große Datenbank von Versuchspersonen), sollte enorme positive externe Effekte auf alle Teilprojekte haben, die auch experimentell arbeiten werden. Hard- und Software sowie die personelle Infrastruktur des Laboratoriums werden aus Grundausstattungsmitteln zur Verfügung gestellt.

Prof. Jörg Oechssler, Ph.D.

Department of Economics
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