Marktorganisation
Inhaltlich geht es im Projektbereich C um die Analyse der Governance Struktur von Märkten. Es wird die Interdependenz zwischen Marktstruktur, Marktverhalten und Markteffizienz unter Einbeziehung der regulierungs- und wettbewerbspolitischen Rahmenbedingungen analysiert. Dabei werden sowohl Märkte für Güter und Dienstleistungen als auch Finanzmärkte betrachtet. Der Projektbereich verbindet so die in Projektbereich A entwickelten Ansätze zur Theorie strategischer Interaktion und des Designs von Institutionen (wie Unternehmen) mit industrieökonomischen Fragestellungen; er erweitert die Analyse der internen Governance von Organisationen im Projektbereich B um die Perspektive der Interaktion zwischen verschiedenen Institutionen.
Aus methodischer Sicht beinhaltet das Forschungsprogramm des Projektbereichs C theoretische und empirische Analysen. Dabei werden im Bereich der Theoriebildung sowohl positive als auch normative Gesichtspunkte angesprochen; die Analyse der Struktur und Stabilität von Märkten wird verbunden mit Fragen des Designs und der Regulierung. Neben traditionellen Ansätzen werden dabei auch verhaltenstheoretische Fragestellungen betrachtet. Im Bereich der empirischen Analyse sind sowohl Fallstudien und ökonometrische Studien als auch experimentelle Untersuchungen geplant.
Die Forschungsarbeiten im Teilprojekt C2 (Harhoff/Peitz) zielen darauf ab, Erklärungsansätze für eine Reihe von Veränderungen in Schutzrechtsystemen, insbesondere bei Patenten und Markenrechten, zu entwickeln und evidenzbasierte Hinweise für deren Gestaltung zu erarbeiten. Dazu werden in theoretischen Arbeiten ökonomische Modelle von Schutzrecht-Systemen vorgeschlagen. Mikrodaten werden für die empirische Modellierung zusammengestellt und in empirischen Analysen ausgewertet. Aufbauend auf theoretischen und empirischen Resultaten werden Gestaltungsvorschläge für die optimale Gestaltung von Schutzrechtsystemen und Implikationen für die Innovations- und Forschungspolitik abgeleitet. Das Teilprojekt weist besonders starke Querbezüge zu den Teilprojekten B5 (Eckel/Schnitzer), C5 (Nocke/Röller) und C6 (Peitz/Stahl) auf, in denen ebenfalls Fragen des Innovationswettbewerbs angesprochen werden.
Wettbewerbspolitischen Fragestellungen in einer sich ständig verändernden und globalisierten Welt ist das Teilprojekt C5 (Nocke/Röller) gewidmet. In den theoretischen Beiträgen werden Modelle entwickelt, in denen das Verhalten der Firmen endogen bestimmt ist und von der Politik der Wettbewerbsbehörde beeinflusst wird. Dies erlaubt es, die im Modellrahmen „optimale“ Wettbewerbspolitik zu analysieren. Im empirischen Teil des Projekts sollen die Annahmen und Ergebnisse der theoretischen Beiträge empirisch überprüft werden. Inhaltliche und methodische Bezüge ergeben sich insbesondere zu den Teilprojekten B5 (Eckel/Schnitzer), C2 (Harhoff/Peitz) und C6 (Peitz/Stahl) hinsichtlich der wettbewerbspolitischen Aspekte.
Für die Modellierung von Firmenübernahmen ist auch die Analyse von Auktionen mit Externalitäten im Teilprojekt A7 (Strausz/Wolfstetter) relevant.
Theoretische und empirische Untersuchungen der Mikrostruktur von Tauschprozessen, insbesondere Aktivitäten zum Abbau von Informationsasymmetrien zwischen Käufer und Verkäufer, stehen im Vordergrund des Teilprojekts C6 (Peitz/Stahl). Darauf aufbauend werden Analysen zum Wettbewerb zwischen Handelskanälen weitergeführt. Beispielhafter Schwerpunkt ist die theoretische und empirische Analyse der Zulieferprozesse in der Automobilindustrie, die durch die oft gemeinsame Entwicklung besonders komplexer Produkte charakterisiert sind, einschließlich der allokativen Konsequenzen aus vertikalen und horizontalen Eigentumsverflechtungen. Hinsichtlich der Mikrostruktur und Dynamik von Märkten bestehen enge Kooperationsbezüge zu den Teilprojekten A3 (Moldovanu), A5 (Krähmer/Schweizer), A7 (Strausz/Wolfstetter), A8 (Rady), B8 (Adam), C5 (Nocke/Röller) sowie C9 (Schmidt-Dengler/von Thadden).
Teilprojekt C8 (Falk) zielt darauf ab, mit verhaltensökonomischen Forschungsansätzen ein besseres Verständnis für die Ausgestaltung bestehender Institutionen und Einsichten für das Design von Institutionen zu gewinnen. Es untersucht die Implikationen von sozialen Präferenzen und Verlustaversion für verschiedene Markt- und Organisationsformen; dabei arbeitet es vorwiegend empirisch - sowohl mit Labor- und Feldexperimenten als auch mit Umfragedaten. Der besondere Fokus des Teilprojekts liegt auf Politikrelevanz und praktischen Problemen. Methodisch ist das Teilprojekt hinsichtlich des experimentellen Ansatzes mit den Teilprojekten A2 (Konrad), A4 (Schmidt) und B4 (Kräkel) verknüpft. Wie auch das Teilprojekt A5 (Krähmer/Schweizer) untersucht es ökonomische Implikationen rechtlicher Regelungen. Auch zu dem Teilprojekt A9 (Corneo) bestehen enge Anknüpfungspunkte bei der Frage, inwieweit klassische Anreizmechanismen ersetzt werden können, wenn das Verhalten von Individuen nicht nur von wirtschaftlichen Motiven bestimmt wird.
Die Stabilität und die Intermediationsstruktur von Obligationen- und Interbankenmarkt werden im Teilprojekt C9 (von Thadden/Schmidt-Dengler) aus empirischer und theoretischer Sicht untersucht. Repo Märkte, unbesicherte Interbankmärkte und „Over-the-Counter“ Märkte werden aus theoretischer Sicht analysiert, wobei Fragen der Marktmikrostruktur, Stabilität und Regulierung im Mittelpunkt stehen. Detaillierte ökonometrische Analysen sind vorgesehen für Primärmärkte für Staatsanleihen, Maklermärkte und Anlageportfolioentscheidungen. Neben der Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Teilprojekt A1 (Bester/Tröger) zu Fragen des Mechanism Designs ist gerade im empirischen Bereich eine Zusammenarbeit mit Teilprojekt C2 (Harhoff/Peitz) und C6 (Peitz/Stahl) geplant. Bei Fragen des Auktionsformates und der Mikrostruktur von Finanzmärkten bietet sich eine Zusammenarbeit mit Teilprojekt A3 (Moldovanu) sowie mit B8 (Adam) an.
In Projektbereich C ergeben sich damit in Zukunft die folgenden Veränderungen: Bei Teilprojekt C2 soll künftig Martin Peitz (Mannheim) Konrad Stahl (ebenfalls Mannheim) als Teilprojektleiter neben Dietmar Harhoff (München) ersetzen, damit Konrad Stahl sich auf Teilprojekt C6 konzentrieren kann. Teilprojekt C5, bisher geleitet von Lars-Hendrik Röller und Ulrich Kamecke (beide HU Berlin) soll künftig von Lars-Hendrik Röller (HU Berlin) und Volker Nocke (Mannheim) gemeinsam geleitet werden. Wegen der Wegberufung von Paul Heidhues soll Armin Falk (Bonn) das Teilprojekt C8 künftig alleine leiten. Bei Teilprojekt C9 schließlich soll mit Philipp Schmidt-Dengler neben Ernst-Ludwig von Thadden (beide Mannheim) ein zweiter Teilprojektleiter hinzukommen. Auch diese Veränderungen sind organischer Natur und beruhen auf der stark an den Forschungsthemen des SFB orientierten Berufungspolitik in Mannheim.