Innovationen in Informationstechnologien und Regulierung von Finanzmärkten (beendet)
Die Rolle von Intermediären auf Finanzmärkten beruht wesentlich auf Informationsasymmetrien, die auch eine Notwendigkeit zu ihrer Regulierung begründen. Dabei kommt den Regeln zur Bereitstellung von Informationen eine besondere Bedeutung zu. Das Projekt behandelt die Frage, wie die Regulierung von Finanzmärkten an moderne Innovationen der Informationstechnologien angepasst werden sollte.
Technische Innovationen haben in den 90er-Jahren zu einer Potenzierung der Kapazitäten von Informationsverarbeitung und -weitergabe geführt, die weltweit strukturelle Änderungen in der Organisation von Finanzmärkten hervorgerufen haben. Sie erleichtern zum einen den Wettbewerb um standardisierte Produkte; zum anderen erhöhen sie aber die Gefahr, dass Liquiditäts- und Solvenzrisiken schneller auf andere Intermediäre übertragen werden und möglicherweise die Stabilität des gesamten Finanzsystems gefährden.
Damit ergeben sich ganz neue Herausforderungen für das Regulierungsdesign: Wie soll die Koordination der Aufsichtsbehörden auf nationaler und internationaler Ebene angesichts verstärkter Integration unterschiedlicher Finanzintermediäre strukturiert werden? Wie lässt sich verhindern, dass für große Finanzintermediäre quasi eine automatische Bail-Out-Garantie besteht, die sie immun gegenüber dem Insolvenzrisiko machen? Im Rahmen des Teilprojekts sollen Kriterien für eine effiziente Regulierung im Lichte dieser Entwicklungen entwickelt werden.
Ein wesentlicher Aspekt aller Regeln von Finanzmärkten betrifft die Offenlegung von Informationen. Publikationspflichten binden die Akteure; sie reduzieren Informationsasymmetrien, aber auch die Gewinnmöglichkeiten. Ein stetiger Informationsfluss sollte die Volatilität der Wertpapierpreise dämpfen. Wenn öffentliche Information zu Überreaktionen und spekulativen Blasen führt, kann sie die Volatilität aber auch steigern.
Unter Transparenz verstehen wir die Verpflichtung einer Bank oder Versicherung, die Risikostruktur ihrer Aktiva und Passiva offen zu legen. Das Ausmaß an Transparenz entspricht der Präzision öffentlicher Information über das Risikopotential. Transparenz hilft einerseits, Probleme des moralischen Risikos zu reduzieren. In Situationen mit multiplen Gleichgewichten kann öffentliche Information andererseits aber auch Bankzusammenbrüche auslösen bzw. zu großen Einbrüchen im Prämieneinkommen für illiquide, aber solvente Versicherungen führen. Verstärkte Transparenz würde unter solchen Bedingungen die Krisenanfälligkeit sogar erhöhen. Wir wollen diesen Trade-Off und seine Implikationen für die Regulierungspolitik analysieren.
Auf Wertpapiermärkten haben die neuen Informationstechnologien durch elektronische Handelsplattformen den Wettbewerb zwischen verschiedenen Handelssystemen forciert. Dies birgt die Gefahr der Fragmentierung des Handels und damit einer reduzierten Bereitstellung von Liquidität. Im Rahmen des Teilprojekts sollen Effizienzeigenschaften dieses Wettbewerbs und der sich daraus ergebende Regulierungsbedarf untersucht werden. Zudem soll der Systemwettbewerb zwischen konkurrierenden Handelsplattformen mit unterschiedlicher Regulierungsintensität betrachtet werden.