Corporate Governance

Im Projektbereich B geht es um die Corporate Governance, also um die Organisations-, Finanzierungs- und Entscheidungsstrukturen innerhalb eines Unternehmens sowie zwischen dem Unternehmen und seinen Kapitalgebern. Dabei werden theoretische Konzepte, die zum Teil in Projektbereich A entwickelt wurden, auf Probleme der Corporate Governance bezogen, weiterentwickelt und einer empirischen Überprüfung unterzogen.

Während der ersten Förderperiode umfasste der Projektbereich B vier Teilprojekte. In der zweiten Förderperiode soll das Teilprojekt B2 (Harhoff/Rudolph) ausscheiden und das Teilprojekt B6 (Maug) neu hinzukommen, so dass der Umfang des Projektbereichs insgesamt unverändert bleibt.

Ein zentraler Forschungsschwerpunkt im Projektbereich B ist die Analyse des Zusammenhangs zwischen den Finanzierungsmöglichkeiten für ein Unternehmen und den Anreiz- und Kontrollstrukturen innerhalb dieses Unternehmens. Im Teilprojekt B3 (Hellwig) hat man sich insbesondere mit der Bedeutung der Innenfinanzierung in Großunternehmen für Strukturwandel und Innovation beschäftigt. Ein wichtiges Merkmal der Innenfinanzierung ist es, dass einzelne Aktivitäten aus den Erträgen anderen Aktivitäten quersubventioniert werden. Es zeigt sich, dass eine gewisse Quersubventionierung die Effizienz der Ressourcenallokation durchaus erhöhen kann, wenn geeignete Kontroll- und Anreizmechanismen diese Quersubventionierung steuern und auf die Erzielung von Effizienzgewinnen beschränken. Im Verlauf der ersten Förderperiode ist deutlich geworden, dass das grundlegende Problem keineswegs auf Großunternehmen beschränkt ist, sondern auch bei der Finanzierung staatlicher Aktivitäten eine zentrale Rolle spielt. Darum soll in der zweiten Förderperiode die Diskussion der allgemeinen Frage nach dem Für und Wider von Quersubventionierungen und den dazu gehörigen Kontrollmechanismen im Mittelpunkt stehen.

Auch im Teilprojekt B5 (Marin/Schnitzer) spielt der Zusammenhang zwischen Finanzierung und Organisationsstruktur eines Unternehmens eine wichtige Rolle. Die an diesem Teilprojekt Beteiligten beschäftigten sich insbesondere mit den Auswirkungen der Globalisierung, d.h. der wachsenden internationalen Arbeitsteilung und der zunehmenden Verflechtung von Volkswirtschaften und Unternehmen. Wenn beispielsweise ein Unternehmen einen Teil seiner Produktion in ein anderes Land verlagern will, so gibt es mehrere Möglichkeiten, diese Beziehung zu strukturieren. Das Unternehmen kann ein Tochterunternehmen im Ausland gründen oder kaufen, oder es kann mit einem bestehenden, ausländischen Unternehmen eine Handelsbeziehung aufnehmen. Es kann den Aufbau des neuen Unternehmens mit eigenen Mitteln finanzieren, oder einen Kredit einer Bank im Heimatland bzw. einer Bank im Investitionsland in Anspruch nehmen. Im Teilprojekt wurde theoretisch und empirisch untersucht, welche Anreiz- und Finanzierungssysteme von multinationalen Unternehmen und multinationalen Banken etwa in Abhängigkeit von dem politischen Risiko oder von den zugrunde liegenden Anreizproblemen getroffen werden.

Die Mitarbeiter im Teilprojekt B5 (Marin/Schnitzer) haben sich auch mit dem Zusammenhang zwischen der zunehmenden weltwirtschaftlichen Integration und der Reorganisation von Unternehmen beschäftigt. Durch die Integration der "Neuen Unternehmenstheorie" in die Handelstheorie konnte z.B. erklärt werden, warum die Globalisierung zu flacheren Hierarchien innerhalb von multinationalen Unternehmen führt. Gleichzeitig wurde eine Firmenerhebung unter 200 multinationalen Unternehmen durchgeführt, um bessere Daten zur Unternehmensorganisation zu gewinnen und die entwickelten Hypothesen überprüfen zu können. In der nächsten Förderperiode soll diese Arbeit fortgesetzt werden. Dabei sollen in Zukunft nicht nur die Ursachen der Unternehmensreorganisation untersucht, sondern auch deren Auswirkungen z.B. auf die Produktivität der Unternehmen oder die Wettbewerbsintensität erforscht werden.

Auch im Teilprojekt B4 (Kräkel) wurde über Anreizstrukturen in Unternehmen gearbeitet. Hier geht es vor allem um "Turniere", in denen der Gewinner eines Ressourcen verzehrenden Wettbewerbs mit einem "Preis" (z.B. einem Bonus, einer Beförderung, o.ä.) ausgezeichnet wird. Solche Turniere spielen in vielen Unternehmen eine wichtige Rolle. Im Teilprojekt Kräkel wurden zahlreiche Beiträge zu der Frage entwickelt, unter welchen Umständen solche Turniere optimal sind, und wie sie ausgestaltet werden sollten. Mit Turnieren war, wenn auch aus einer stärker theoretischen Perspektive, auch das Teilprojekt A2 (Konrad) im Projektbereich A befasst. Zwischen den beiden Teilprojekten gab es eine besonders intensive Zusammenarbeit und wechselseitige Befruchtung. Die Zusammenarbeit soll in der nächsten Förderperiode fortgesetzt werden. Ein zusätzlicher Schwerpunkt der Arbeit soll auf der Analyse von Verteilungskonflikten innerhalb von Unternehmen liegen.

Neu zum Projektbereich B hinzugekommen ist das Teilprojekt B6 (Maug), das auf die Analyse von Fusionen und Unternehmensübernahmen im Konjunkturverlauf angelegt ist. Unternehmenszusammenschlüsse spielen eine wichtige Rolle für die Kontrolle des Managements eines Unternehmens, aber auch für die Allokation von Kapital auf internen Kapitalmärkten. Die empirische Untersuchung von Fusionen hat aber gezeigt, dass diese nicht allein von Effizienzüberlegungen bestimmt werden, sondern Zyklen folgen. Offen ist, ob diese Fusionszyklen mit einem effizienten Markt für Unternehmenskontrolle kompatibel sind, oder ob sie selbst Ausfluss von systematisch verzerrten Managemententscheidungen sind. Dieses neue Projekt bildet vor allem eine interessante Ergänzung vor allem zum Teilprojekt C5 (Kamecke/Röller), in dem die Perspektive des Staates bei der Regulierung und Kontrolle von Unternehmensfusionen eingenommen wird. Darüber hinaus bestehen eine Reihe von inhaltlichen Verknüpfungen zu Projekten in den Projektbereichen A und C.

Das Teilprojekt B2 (Harhoff/Rudolph) war auf die empirische Analyse der Unternehmensfinanzierung mithilfe von Wagniskapital angelegt. Wagniskapital­gesellschaften sind relativ neue Finanzintermediäre, die sich auf die Finanzierung von jungen Unternehmen mit neuen, aber oft auch besonders riskanten Geschäftsideen spezialisieren. Da diese jungen Unternehmen weder über einen track record noch über Eigenkapital verfügen, sind hier die Anreizprobleme besonders hoch und machen eine Finanzierung über traditionelle Finanzierungsformen unmöglich. Die Struktur von Venture Kapital Unternehmen wurde theoretisch im Teilprojekt A4 (Rady/Schmidt) untersucht. Zu diesen Fragen bestand eine enge Zusammenarbeit mit dem Teilprojekt Harhoff/Rudolph. Das theoretische Projekt zur Wagniskapitalfinanzierung konnte in der ersten Förderperiode abgeschlossen werden. Die empirische Untersuchung im Projekt B2 ist in der ersten Förderperiode aufgrund verschiedener exogen verursachter Verzögerungen nur langsam vorangekommen und wird in Zukunft außerhalb des SFB/TR 15 fortgesetzt werden.

Bereichssprecher

Prof. Dr. Klaus M. Schmidt

Universität München
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